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#DAS GESCHÄFT MIT KINDERN IN SOCIAL MEDIA - Teil 2

#Das Geschäft mit Kindern in Social Media

Teil 2: Kinderfotos für mehr Likes und Werbeeinnahmen.

Bild von Mädchen umgeben von Blasen mit verschiedenen icons unter anderen von social media Plattformen

Na, wer hat auch schon darüber nachgedacht eine Influencer Kariere zu machen? Klar tausende von Euros für ein paar Videos – klingt doch ganz nice. Tatsache ist bei den meisten steckt da tatsächlich eine ganze Menge Arbeit dahinter, aber darum soll es heute nicht gehen. Wenn das eigene Leben recht normal ist, gestaltet es sich schwierig mit den passenden, interessanten Inhalten, um heute noch aus der Masse hervorzustechen. Also muss Inhalt her. Früher gab es den Cat-content (irgendwie ja noch immer sau witzig). 

 

Was aber auch in vielen Fällen zieht, sind die niedlichen kleinen Sprösslinge. Ja, Kinder sind niedlich (das sind sie übrigens aus evolutionstechnischen Gründen. Das „Kindchenschema“ „steigern die Bereitschaft zur Fürsorge und sichern so das Überleben des Nachwuchses“ (Quelle: [https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/warum-wir-babys-so-suess-finden/]). Es sorgt also dafür, dass wir die kleinen Racker in unserem Schlafentzug nicht umbringen. Praktisch!)

 

Diese Niedlichkeit führt im Social Media allerdings auch zu dem Effekt, dass wir diese Beiträge liken. Das wäre jetzt auch erst mal kein Problem, wenn dahinter nicht ganze Familienunternehmen stehen würden, die sich zur Aufgabe gemacht haben mit der Niedlichkeit Ihres Sprösslings das Familieneinkommen zum Sichern. 

 

Eins der prominentesten Beispiele hierfür im deutschsprachigen Raum ist wohl das „Team Harrison“ (Ja, die wohnen inzwischen in Dubai). Hier wird die Vermarktung der Kinder professionalisiert. Allein auf YouTube existieren Videos von dem Schwangerschaftstest, hin zum Babybauchshooting, zur Kinderzimmereinrichtung bis zu einem Video in dem die nun große Schwester Ihre kleine Schwester kennenlernt. 

Im Scrollen finden wir zudem Videos vom 4 Monate alten Baby, welches gerade die Ohrlöcher gestochen bekommt (das stechen, hat man dann aber doch nicht gezeigt. Meine Theorie – das Baby fand es nicht ganz so cool wie ihre Eltern). Hier wird wirklich nichts ausgelassen. 

 

Nun hat diese Informationsflut rund um Schwangerschaft und Eltern werden Zwei Seiten: ja, ich kann verstehen, dass werdende Eltern sicherlich etwas aus dieser Art von Live-Berichten ziehen können und sich so auf ihre neue Aufgabe vorbereiten möchten. Wahrscheinlich ist dies auch ein Geheimnis hinter diesen vielen Klickraten. 

 

Auf der anderen Seite steht jedoch: Die Kinder werden instrumentalisiert. Und Kinder werden größer. Über mich gibt es ein Babyalbum. Meine Eltern haben natürlich auch schon 1986 Fotos von mir gemacht. Dies Entwickeln lassen und dann in ein Album geklebt. Das ist super, weil ich mir diese gerne angesehen habe. Meine Erinnerung ist, wie bei allen, nicht existent an diese Zeit. „Susans erstes Bad“ steht da. Dem Foto nach zu urteilen, war ich, wenige Tage alt, noch nicht so begeistert vom Baden. Irgendwann werden diese Alben ausgekramt. Das kann unter anderem passieren, wenn man jugendlich ist und die Freunde oder gar der Freund da ist. Dieser sieht dann all diese Bilder. Inzwischen finde ich diese Lustig. Zwischenzeitlich war es mir unangenehm. Diese Bilder kennen einzelne Personen, sie existieren gedruckt und alles, was davon im Internet ist, habe ich selbst entschieden und hochgeladen als ich Erwachsen war. Was ist aber, wenn deine Eltern entscheiden tausenden Menschen (Team Harrison hat 1,27 Mio Abonnenten auf YouTube und 2,7 Mio Abonnenten auf Instagram) diese Fotos zugänglich zu machen und ganze Videos von dir in allen Lebenstagen zu teilen? Wie werden es diese Kinder finden, wenn sie 15 sind? Wir werden es wohl erst erfahren, wenn diese Kinder in dem Alter sind. 

 

Ein weiteres Beispiel ist Bibi. Ursprünglich ein Kosmetik-chanel, bis sie schwanger wurde. Seitdem geht es vorrangig um die inzwischen zwei Kinder. Während anfänglich noch das Gesicht des ersten Kindes versteckt wurde (es war dennoch auf der Mehrheit der Bilder von Hinten zu sehen) entschied man sich ein Jahr später es doch vor die Kamera zu stellen. In einem 10 Minuten langem Video wurde diese Entscheidung begründet. Es sei sehr stressig seine YouTube Videos immer dann zu machen, wenn der kleine schläft damit er nicht plötzlich ins Bild huscht. Es Gänge des Weiteren bisher nur darum draußen den kleinen zu beschützen. „Das sei auch nicht Sinn der Sache“. Ausschlaggebend seien Fotos die andere in der Öffentlichkeit gemacht haben. 

 

Mmh entfernte Fotos vs das Kind direkt vor eine Kamera zu stellen. Nun backt der kleine lustige Kekse, zeigt seinen Adventskalender, übt sich als Barkeeper (keine Sorge alkoholfrei). Ich denke, es wird schnell klar, dass diese Erklärung evt auch nur ein wenig Ausrede ist. Sind wir mal ehrlich: ein Jako Winterscheid, Stefan Raab, Oliver Pocher und Co. schaffen es hervorragend, trotz Medienpräsenz, Ihre Kinder und Familie aus dem Netz halten – man muss es offenbar nur wollen. Eine Charlotte Roche hat ebenso bewusst entschieden, wann das eigene Kind in die Öffentlichkeit darf (und das war, als sie 16 war, und ihre Inhalte selbst festgelegt hat). 

 

Haben Eltern einmal angefangen das Kind mit der Öffentlichkeit zu teilen wird die Sache mit dem Bildnis des Kindes wirklich schwierig, denn ab diesem Punkt kann das Kind als öffentliche Person gesehen werden. Gesetzlich gelten dann andere Regeln, auf welche wir noch eingehen. Wer sein Kind aus der Öffentlichkeit raushält, für diesen gilt: fotografiert jemand einfach dein Kind und lädt dieses Bild ins Netz, kannst du ihn dafür verklagen. Den Grundlegend hast du als sorgenberechtigter erst einmal das Recht am Bild deines Babys. (Rechtlicher Exkurs folgt, wie zuvor erwähnt, noch). Das bedeutet im Übrigen auch, dass die Tante, Oma, Opa, Onkel und der Rest des Familienclans euer Einverständnis benötigt. (Quelle: [https://ggr-law.com/persoenlichkeitsrecht/faq/kinderbilder-internet-facebook-einwilligung-wer-darf-kinderfotos-veroeffentlichen-verbreiten/#c5264])

 

Jetzt werden vielleicht die Ersten sagen: lass sie doch! Es sind doch ihre Kinder.

Ich muss mich doch später nicht damit auseinandersetzen, wenn die Kinder Ihre Social Media Karriere dann doch nicht so cool finden. 

 

Joarrrrr … NEIN, so einfach ist dann doch nicht. 

 

Denn morgen sprechen wir einmal über Kinder als Influencer.

 

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