#Das Geschäft mit Kindern in Social Media
Teil 5: die dunkle Seite - nicht nur im Darknet
Triggerwahrnung: sexualisierte Gewalt an Kindern.
Gehen wir davon aus, ihr achtet auf all die Punkte aus Teil 4 und stellt das vermeintlich harmlose Bild eures Sprösslings online, einfach, weil es doch so süß ist. Dann müsst ihr euch leider auch damit auseinandersetzen, dass dieses Bild dennoch in anderen Foren landet. Und dabei sprechen wir im Klartext um pädophilen Seiten. Diese finden nämlich bereits Babybilder nicht nur süß, so wie wir dies sehen. Wahrscheinlich denkt jetzt der Großteil an das Darknet. Sicherlich auch zu Recht. Da im Darknet auf pädophilen Seiten explizite pornografische Inhalte zu sehen sind und bereits der Konsum strafbar ist und ich es auch nicht ertragen könnte, habe ich hierzu keine Recherche unternommen. Dass diese Seiten existieren ist, so glaube ich, auch traurigerweise ein Fakt, welchen wir nicht belegen müssen. Aber was ist nun mit den Bildern, welche vermeintlich harmlos sind und auf z.B. Instagram gepostet werden? In einem Video von Strg F haben die Reporter herausgefunden, dass auch Instagram Bilder auf diesen pädophilen Seiten zu finden sind (das ganze Video gibt es hier zu sehen: [https://www.youtube.com/watch?v=kq7FFAf94X8&t=3s])
Aber finden wir nur im Darknet diese Inhalte im pädophilen Kontext. In meiner Recherche bin ich auf eine russische Bildertauschseite, welche auch im Video von STRG F angesprochen wird, gestoßen. Diese Seite befindet sich im Clearweb (also der Teil des Internets denn die Allgemeinheit kennt und mit dem üblichen Browser aufrufbar sind). Auf den Ersten Blick sieht es tatsächlich aus wie eine harmlose Bildseite (nun gut in einem schlechten Design, aber damit sind sie nicht allein). Das Grauen lauert hinter der Kategorie „KIDS“. Ein Klick und es öffnen sich mehrere Galerien mit Kinderbildern. Viele davon sind beim Turnen, am Baden, im Kleidchen, in ungünstigen Perspektiven, einfach, weil Kinder nicht darauf achten, wie sie dasitzen. Und daneben sind Bilder vieler Kinder, welche genauso auf massenhaft Instagramseiten zu sehen sind. Die meisten dieser Bilder sind kommentiert. Und während man auf Instagram noch ein „oh wie süß findet“ wird man auf dieser Seite expliziter.
Hier findet ihr Screenshots der Seite (die Seite als Quelle wird aufgrund ihres Inhaltes nicht mit der genauen Webadresse angegeben)
Die Profilbilder einiger User wurden verfremdet, da sich auf diesen Kinderbildern finden.
Im ersten Beispiel ist ein kleines Mädchen zu sehen. Sie steht in alltäglicher Bekleidung da.
Bei den nächsten Kommentaren ist ein junges Mädchen zu sehen. Das Foto geht bis kurz über den Bauchnabel und zeigt sie im Kinder-Bikinioberteil.
oder auch:
Ich erspare an dieser Stelle weitere Inhalte. So und so ähnlich lauten fast alle Kommentare zu den Bildern der Kinder inklusive des Aufrufes man könne doch Bilder tauschen. Nochmal: wir befinden uns hier auf einer Seite, welche ganz einfach zugänglich ist und sich im Clearweb befindet.
Wie ist das Möglich? Ich frage bei der Polizei Sachsen nach und bekomme eine Antwort vom LKA Sachsen:
„Sehr geehrte Frau Strebe,
die von Ihnen aufgeführte Seite (Webadresse der Seite entfernt) ist bereits seit Jahren polizeilich bekannt und alle Versuche die Seite vom Netz zu nehmen, sind bisher gescheitert. Das Problem liegt in der eingeschränkten Erreichbarkeit der auf Servern außerhalb des Hoheitsgebietes der Bundesrepublik gehosteten Webangebote. Hier geraten unsere polizeilichen Möglichkeiten an ihre Grenzen und beschränken sich in den meisten Fällen auf die Weitergabe vorhandener Informationen an die Strafverfolgungsbehörden und Provider in den betroffenen Länder. Die Tatsache, dass es sich um eine russische Seite handelt bedeutet auch nicht zwingend, dass auch der Server, auch dem die Inhalte bereitgestellt werden, in Russland steht.
Als Zentralstelle der deutschen Polizei übernimmt das Bundeskriminalamt die Kontaktaufnahme und Weitergabe von Hinweisen zu kinderpornografischen URLs an die Sicherheitsbehörden der anderen Länder. Sofern es sich um Inhalte handelt, die in Deutschland gehostet werden, leitet das BKA die zur Strafverfolgung in Deutschland erforderlichen Schritte ein. Um die Löschung der Inhalte zu erreichen, muss in der Regel der Provider informiert werden, bei dem die Daten physikalisch gespeichert sind.
Aufgrund der vielen Rechtslagen und Rechtshilfeabkommen mit den verschiedenen Ländern führen die Weiterleitungen an Ermittlungsbehörden und Partner-Beschwerdestellen im Ausland nicht immer zum Erfolg. In einigen Fällen konnte über die direkte Kontaktaufnahme mit Providern, Plattformbetreibern oder IP-Block-Inhabern eine Löschung erzielt werden. Dabei ist festzuhalten, dass Provider aus Osteuropa und der Karibik eher unkooperativ sind.
Auch die strafrechtliche Relevanz von pornografischen Darstellungen ist international unterschiedlich, hier weicht die Rechtslage einiger Staaten deutlich vom deutschen Recht ab. Das Zugänglichmachen kinderpornografischer Inhalte mittels Verlinkungen ist ebenfalls nicht einheitlich geregelt. Das sind einige Gründe dafür, dass Seite, wie die von Ihnen benannte, leider immer noch am Netz und zugänglich ist.
Hier noch ein interessanter Link auf die Internetseite des BKA/Zentralstelle für die Bekämpfung von Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichenà https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Aufgabenbereiche/Zentralstellen/Kinderpornografie/kinderpornografie_node.html“
Was bedeutet dies abschließend für uns? Ich gehe davon aus, dass Eltern sicherlich ihren Kindern nichts Böses möchten, egal ob nun im Video oder als Bild auf den klassischen Social Media Plattformen. Leider ist es jedoch ein Fakt, dass egal wie vorsichtig Eltern sind, egal wie sehr sie auf einige Punkte achten, Bilder können gescreenshotet werden und in Umlauf geraten und dann können Sie auf Seiten wie dieser landen. Gekoppelt mit einigen Informationen wie Name, Geburtstag, Lieblingsspielzeug, Schule, Wohnort, … kann dies für die Kinder auch in der realen Welt gefährlich werden. Und wer möchte auch nur Kommentare wie in dem Beispiel zu einem Bild seines Kindes lesen? Und welches Geld ist es das Wert?
Also seid vorsichtig, mit Dingen, welche Ihr preisgebt, insbesondere wenn es um eure Kinder geht, denn egal wie sehr ihr versucht diese dunkle Seite auszublenden – sie existiert und davor könnt ihr euch und eure Kinder nicht schützen.
Ich habe mich nun 6 Wochen damit beschäftigt, wie Kinder im Netz sich darstellen oder dargestellt werden, dabei zeigen die 5 Artikel nur die Kernfakten des Ganzen. Mal war es süß, mal lustig, mal erschreckend, mal musste ich den Laptop zuklappen. Ich habe keine Kinder, dennoch findet man viel über mich im Netz. Würde ich mein Kind im Internet teilen? Nein, aber das ist nur meine Meinung.
Autor: Susan Strebe
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